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Black Friday - Sinn oder Unsinn?


Bevor du beim nächsten Black Friday etwas kaufst, möchte ich dir eine kleine Geschichte erzählen.

Der Black Friday, ein Begriff, der ursprünglich für Krisen stand, bildet heute den Start der Weihnachtseinkauf-Saison. In den USA wurde der "Feiertag nach Thanksgiving" erfunden, damit Leute mehr Zeit zum Shoppen haben. Fast zu absurd, um wahr zu sein, oder?

Spätestens seitdem die Wirtschaft mehr produzieren kann, als nachgefragt wird, wurde es wichtig, die Bedürfnisse der Kunden zu kennen und zu beeinflussen. Hilfreich für die Marketingabteilungen war die Psychoanalyse von Sigmund Freud, die vor allem durch seine Tochter Anna weltweit bekannt geworden ist.

Die Freuds waren der Meinung, dass wir Menschen angetrieben sind von einem "Es", den unbewussten animalischen Triebkräften, mit denen wir uns selbst und anderen schaden. Deshalb brauche es Institutionen, die uns beibringen, wie wir unsere Emotionen kontrollieren.

Zu bedenken ist dabei, dass Sigmund selbst ein sehr disziplinierter, von Krankheitsleiden geplagter Mann war, der 1938 dann auch noch vor den Nazis fliehen musste. Für seine in den 30er Jahren aufkommende Impotenz fand er im Sammeln von Briefmarken und antiken Figuren eine Ersatzbefriedigung.

Tochter Anna, die vor allem sexuellen Trieben die Schuld an irrationalem Verhalten gab, probierte es gar nicht erst mit Männern, sondern blieb lebenslange Jungfrau.

Edward Bernays, ein Neffe von Sigmund Freud, machte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Erkenntnisse seines Onkels zunutze. Er erfand Public Relations, nachdem der Begriff Propaganda durch die Kriege nicht mehr salonfähig war. Edward war der Meinung, dass das gemeine Volk zu dumm ist, eigene Entscheidung zu treffen. Das beinhaltet Demokratie und Konsum.

Also verkaufte er mit seinen Kampagnen nicht mehr Fakten, sondern Emotionen. Er appellierte an das Unterbewusstsein der Massen.

"Fackeln der Freiheit" nannte er Zigaretten, womit er dafür sorgte, dass diese seit Ende der 1920er Jahre auch für Frauen akzeptabel wurden. Die Tabakindustrie dankte es ihm, hatte sich ihr Markt doch fast über Nacht verdoppelt. Viele weitere politische und wirtschaftliche Meinungsmache geht auf die Kappe der Familie Freud.

Als sich die wilden 60er nicht mehr so leicht manipulieren ließen, wurde weiter geforscht. Es konnten nicht mehr Massenprodukte an die Massen verkauft werden, weshalb einzelne Kunden gefragt wurden, was sie wollen. Produkte wurden genauso wie die Werbung individueller. Es wurden Werte verkauft, Produkte, mit denen die Revolutionäre ihre Individualität ausdrücken konnten.

Diese Ansprache von Konsumenten ist heute durch das Internet verfeinert worden. Wir bekommen genau die Werbung, die unsere Emotionen anspricht. Wir fühlen uns frei, ohne dabei zu merken, wie wir uns jeden Tag von Unternehmen, Medien und Politik beeinflussen lassen.

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich halte mich für ziemlich selbstbestimmt. Aber trotzdem lässt sich mein Unterbewusstsein manipulieren. Meist durch Versprechen, dass es mir nach einem Kauf besser geht oder weil ich etwas kompensieren möchte, dass mir fehlt. Obwohl meine Vernunft weiß, dass das nicht stimmt, motivieren mich meine Emotionen dazu, die Kreditkarte zu zücken.

Wenn du wissen willst, wie es so weit kommen konnte, dass wir Black Fridays haben und das Glück im Konsum suchen, schau dir unbedingt die Dokumentation "The Century of the Self" an. Die 4-teilige BBC-Serie von Adam Curtis aus 2002 zeigt wunderbar, wie Unternehmen und Politiker immer besser darin wurden, die Psychoanalyse für ihre Zwecke einzusetzen.


Es gibt tolle Produkte und Dienstleistungen da draußen, die ihr Geld wert sind. Für mich sind es vor allem Dinge, die mir Erlebnisse und Erfahrungen bescheren. Ich kaufe gerne, um etwas Neues zu lernen und auch, um mir hin und wieder mal etwas zu gönnen.

Aber 99% der Produkte, die heute zum Supersonderpreis rausgehauen werden, tun das nicht. Sie verschaffen ein kurzes Glücksgefühl, aus dem spätestens am kommenden Montag Kaufreue wird.

Ich sage nicht, dass wir unsere Emotionen unterdrücken sollten. Vielmehr sollten wir eine gute Balance aus Vernunft und Herz schaffen. Aber gerade heute macht es Sinn, dem Kopf ein wenig mehr Mitspracherecht einzuräumen.

Liebe Grüße aus Ko Phangan (Thailand)
Sebastian Kühn

P.S.
Cyber Monday und Amazon Prime Day sind genauso unnötig...

Ende der Leseprobe aus dem Gratis-Newsletter JEDEN TAG REICHER
© Copyright: Sebastian Kühn, Wirelesslife / Roland Benn / BIG BENN BOOKS


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