Die Corona-Krise auf den Philippinen
Es geschah am 17. März 2020; da schalteten die Philippinen in den Coronavirus-Modus um.
Zu dem Zeitpunkt hatte das ganze Land gerade mal 187 Personen, die
positiv auf den Virus getestet waren. Aber auch im Januar 2021, also
nach 10 Monaten ununterbrochenem Lockdown (dem bis dahin längsten weltweit) liegt
das Land im Verhältnis zu seiner großen Bevölkerung immer noch relativ hinten, wie Sie in dieser Tabelle ablesen können.
Es gibt praktisch kein anderes Nachrichten-Thema mehr in den
Philippinen. Die Bevölkerung wird geradezu bombardiert mit Angst
machenden Nachrichten. Man könnte meinen, die Inselwelt stehe vor der
totalen Auslöschung.
Die Restriktionen werden laufend verschärft, man erwartet sie eher in
einem totalitären Staat wie China. Tatsächlich ist der philippinische
Präsident Rodrigo Duterte auch ein Bewunderer starker Männer wie Xi
Jinping in China und Wladimir Putin in Russland.
Mit meiner Frau habe ich anfangs intensive Diskussionen. Als typische
Filipina ist sie natürlich sehr obrigkeitshörig. Was der Bürgermeister
oder der Gouverneur und vor allem der Präsident sagt, das ist gut und
richtig und daran gibt es keinen Zweifel.
Anfangs konnte sie mich absolut nicht verstehen, dass ich wenig hielt von der Corona-Hysterie, während sie sich anstecken
ließ von den Medien und immer besorgter wurde. Aber allmählich kamen
ihr doch Zweifel, dass hier die Regierung total übers Ziel
hinausschießt. Inzwischen glaubt sie auch, dass mehr Schaden entsteht
durch den totalen Lockdown als durch den
Grippevirus selbst. Im März und April 020 galten u.a. diese Anweisungen
des Bürgermeisters (die er wahrscheinlich seinerseits von oben bekommen
hat):
- Jede Familie darf nur noch 2x pro Woche auf den Markt. Aber nur das Familienoberhaupt mit zuvor beantragter Permit (Erlaubnis).
- Die
Stadtgrenze verlassen? Geht nicht mehr einfach so. Zur Bank oder zum
Arzt in die 15 km entfernte Provinzhauptstadt – nur noch mit einer
Travel Card.
- Selbst
innerhalb der Stadtgrenzen unserer Kleinstadt darf man sich nicht mehr
einfach nach Gusto bewegen. Es sind mehrere Kontrollpunkte durch lokale
Offizielle und das Militär errichtet, und dort will man wissen, warum
man nicht zuhause ist…
In den ersten Wochen des Lockdowns wollte ich wegen dringender Bankgeschäfte nach Tarlac City. Wäre mir
eigentlich nicht erlaubt. Grund: ich bin über 60 Jahre alt und habe
somit Reiseverbot. Da wir jemanden in der Familie haben, die im Rathaus
arbeitet, bekam ich die Travel Card dann doch. Hat nicht mal Bakschisch
gekostet.
Aber schon der erste Checkpoint wollte mich wieder zurückschicken.
Nicht, weil den Soldaten mein Alter aufgefallen wäre, sondern weil ich
keine Schutzmaske trug - allein im Auto. Ich hatte zu dem Zeitpunkz
noch überhaupt keine. Das ist bis heute, also nach 15 Monaten immer
noch Pflicht, wenn man außer Haus ist.
Einer der Soldaten war dann doch so nett, dass er mir seine Zweitmaske
schenkte, und ich konnte weiterfahren. Außer Sichtweite des
Kontrollpunkts habe ich sie wieder abgenommen. Ich war mir sicher, dass
ich mich allein im Auto nicht anstecken würde… Es stellte sich aber
heraus, dass es doch gut war, nun im Besitz einer Face Mask zu sein –
ohne hätten sie mich nämlich nicht in die Bank gelassen.
Wobei alle Schutzmasken tragenden Schalter-Mitarbeiter dort zusätzlich
durch eine transparente, von der Decke herabhängende Plastikfolie von
den Kunden getrennt sind. Es darf auch nur immer eine begrenzte Anzahl
an Kunden in die Bank, nämlich genau halb so viele, wie Sitzplätze
vorhanden sind. Jeder zweite Wartesitz ist gesperrt, damit man Abstand
hält von anderen Personen.
Nun ja, die einfache Bevölkerung ist schlimmer dran. Zum Beispiel
durften die ansonsten allgegenwärtigen Tricycles, also die
Motorrad-Taxis mit Seitenwagen, monatelang nicht fahren. Die Fahrer durften
somit kein Einkommen mehr generieren. Wer sein Tricycle beim Händler
noch nicht abgestottert hat (und das sind nicht wenige), hatte nun ein
Problem. Und die Familie zuhause nix zu essen…
Jeepneys und Busse fuhren in der Provinz ein Dreiviertljahr nicht. Zehntausende
konnten also nicht mehr zur Arbeit kommen – oder nach Hause zur Familie,
nachdem praktisch alle Läden und Büros und viele Fabriken schließen
mussten. Da es hier weder Arbeitslosen- noch Kurzarbeitergeld gibt,
brechen auch diese Löhne weg.
Viele Filipinos haben Verwandte im Ausland, die allmonatlich Geld nach
Hause schicken. Doch diese sog. Remittance-Auszahlstellen zahlten oft
nicht mehr aus, weil ihnen das Bargeld fehlte.
Ich bin gespannt, wie dieses Experiment ausgeht. Denn Abermillionen
Filipinos verdienen nichts mehr, die Preise in Märkten und Supermärkten
steigen aber täglich. Anfangs war auch der Nachschub ins Stocken
geraten. Die Regale und Auslagen waren überwiegend leer. Man konnte nicht
mehr einkaufen, was die Familie braucht. Selbst lokal angebautes Obst
und Gemüse war bisweilen schwierig zu bekommen. Wer Glück hat, bekam nach
stundenlanger Wartezeit in endlosen Schlangen das eine oder andere…
Die Politiker müssen sicherlich nicht unter ihren eigenen Anordnungen
leiden. Sie haben genug finanzielle Reserven und ihre Quellen, wo sie
an alles kommen. Momentan geben sie sich als menschenfreundliche Gönner
aus und lassen Reis, Konserven und auch mal Hühnchen kostenlos
verteilen. Aber das reicht ja immer nur für ein, zwei, drei Tage. Ich
halte es für völlig unmöglich, über 100 Millionen Menschen
durchzufüttern, zumal ja auch die Steuereinnahmen schlagartig
wegbrechen.
Seien Sie froh, dass Sie in D-A-CH über die Zustände jammern können, wo
nur mal das Toilettenpapier ausverkauft ist. Woanders ist es schlimmer,
hier wurden sogar die Bananen knapp.
Die Gouverneurin unserer Provinz Tarlac (100 km nördlich von Manila,
1,4 Mio. Einwohner) hatte bekanntgegeben, dass es in der
Provinz die ersten zwei Corona-Toten gegeben hat, danach sollten noch
strengere Maßnahmen ergriffen werden. Nach 15 Monaten wurden bislang
346 Corona-Tote gezählt. Aber keiner ist mehr sonderlich in Panik und
der Alltag hat sich auf pragmatische Weise eingespielt.
Die absurdesten Maßnahmen
In dieser
Plandemie gibt es heute Unsinn, die man sich früher nur in einer schlechten
Komödie aus Absurdistan hätte vorstellen können. Ein paar reale philippinische Beispiele:
- Wer
in den
Philippinen mit einem Bus fahren will, muss nicht nur eine Maske
tragen,
sondern die gesamte Zeit zusätzlich auch noch ein Plastik-Visier, das
von Stirn
bis Kinn reicht. Und obwohl man auf einem Einzelplatz sitzt, darf man
im Bus nicht sprechen… Auch nicht ins Handy, das muss die ganze Fahrt
über ausgeschaltet sein. Übrigens wurde auch in Deutschland eine
Zeitlang diskutiert, im
Nahverkehr ein Sprechverbot einzuführen.
- Ein
"Backrider" ist jemand, der auf dem Moped/Motorrad hinten sitzt, also
ein Sozius. Im Anfang der Plandemie durfte niemand hinten aufsitzen -
wegen der Ansteckungsgefahr (?). Dann versuchte im Sommer 2020 die
Regierung die Regelung einzuführen, dass man jetzt zwar jemand hinten
mitfahren lässt, aber getrennt durch ein meterlanges Plexiglas-Schild.
Mitfahren durften aber nur Eheleute. Mit anderen Worten: Nachts liegen
die Eheleute zusammen im Bett, tagsüber müssen sie auf dem Zweirad
durch ein Plastikschild von einander getrennt sein. Der Versuch
scheiterte krachend...
- Im Januar 2021 stellte der Regierungssprecher klar,
dass ein Autofahrer keine Maske tragen muss, wenn er allein im Fahrzeug
sitzt. Sobald aber andere Personen mitfahhren, müssen alle eine Maske
tragen - auch wenn es sich um Familienmitglieder aus dem gleichen
Hausghalt handelt...
- Anfang März 2021 war ich in der hiesigen deutschen Bäckerei frühstücken, als mir beim
Lesen der Zeitung das Stück Kuchen im Hals stecken blieb. Schuld war eine Schlagzeile
auf Seite 1, wo eine phil. Chef-Epidemiologin tatsächlich die Empfehlung
ausgab, auch zuhause im Kreis der Familie Masken zu tragen...
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