Ein Schweizer Bankhaus hat
tatkräftig
mitgeholfen, den deutschen Fiskus um 10 Milliarden Euro zu betrügen. So
ist man
vorgegangen:
„summa
cum laude“ – mit solchen Auszeichnungen ließ
sich die Schweizer Privatbank Sarasin immer
gerne zur „Elite der
Vermögensverwalter“ zählen und verwies darauf, in den Bereichen
Beratung, Service
und Angebot erste Plätze belegt zu haben. Insbesondere im
Deutschlandgeschäft
habe man die vermögenden Kunden im Visier, wobei man sich „auf jene
Glieder der
Wertschöpfungskette“ konzentrieren wolle, „bei denen die
Kernkompetenzen zum
Tragen kommen“.
Es
bleibt zu hoffen, dass
mit Kernkompetenzen nicht gemeint
gewesen ist, weswegen das Bankhaus Sarasin (nunmehr: Bank J. Safra
Sarasin AG)
aktuell im Fokus steht: In einer Finanzaffäre, bei der sich Banken und
Investoren mehr als 10 Milliarden Euro beim deutschen Fiskus
erschlichen haben
(sollen), steckt nämlich Sarasin (aber auch deutsche Banken) mitten
drin. Es
geht um komplizierte Finanzgeschäfte, unter Fachleuten kurz
„cum-ex“-Geschäfte
genannt. Aber letztlich waren/sind diese Geschäfte nur vordergründig
kompliziert.
Eigentlich handelt es sich im Ergebnis um
skrupellosen Betrug: Unter
Ausnutzung
schneller Transaktionen hinweg über Ländergrenzen und mit Hilfe
ausländischer
Depotbanken wird schlicht und einfach Verwirrung gestiftet, mit dem
gewollten
Ergebnis, dass der deutsche Fiskus nicht mehr richtig durchblickt und
am Ende
eine nur einmal entrichtete Kapitalertragsteuer doppelt und dreifach
erstattet.
Das ist (okay, jeder Vergleich hinkt) wie wenn Eheleute vom gemeinsamen
Haushaltskonto an den deutschen Fiskus den Betrag X irrtümlich
überweisen,
anschließend Ehefrau und Ehemann dieses separat zurückfordern und der
Fiskus
dann tatsächlich den Betrag X zweimal, an Ehefrau und Ehemann,
zurückerstattet.
Klar ist, und das leuchtet jedem Idioten ein, dass dies eine
Rückerstattung zu viel
ist – ein Steuerschlupfloch ist das jedenfalls nicht.
Hochgradig fragwürdig, in unseren Augen
kriminell – da
eben kein
legales Steuerschlupfloch – wird es jedoch, wenn Banken wie Sarasin
dann auch
noch Fondsstrukturen gründen/anbieten/verkaufen, deren Geschäftszweck
es ist,
eben diese Verwirrung zwecks mehrfacher Erstattung zum Geschäftsmodell
zu
machen, um damit dann wieder – siehe zuvor – im Deutschlandgeschäft
vermögenden
Kunden verlockende Renditeangebote mit 10% und mehr offerieren zu
können.
„Herr
Finanzdoktor, wie werden wir alle reich?“ titelte
die BUNTE in der Ausgabe 13/2012 in
einem Bericht über Carsten Maschmeyer, um mehr über die Geheimnisse
seines
Erfolgs zu erfahren. Vielleicht, indem man sich an Sarazin-Fonds mit
cum-ex-Geschäften beteiligt? Genau dieser Herr „Finanzdoktor“ hat sich
nämlich
vor Jahren mit schlappen 40 Mio. an eben diesem Sarazin-Fonds
beteiligt. Mit
dabei im Schlepptau: Schlacht-Unternehmer Tönnies, Medienanwalt
Matthias Prinz,
HSV-Trainer Slomka, Frau Veronica Ferres – um nur einige zu nennen. Die
Kohle könnte
nun teilweise „weg“ sein, da der deutsche Fiskus seit Anfang 2012 das
Spielchen
nicht mehr mitspielt – Schäuble sei Dank.
Natürlich – der Vollständigkeit halber:
Alles
sei nach Recht und Gesetz
zulässige Steuerumgehung gewesen (das hätten renommierte Kanzleien
bestätigt!).
Und natürlich haben alle von allem so gut wie nix gewusst: Sarazin will
letztlich nix von den perfiden Konstrukten zu Lasten des deutschen
Fiskus
gewusst haben (aber darauf basierten nun mal die Geschäftsmodelle
solcher Fonds),
aber gleichzeitig will man alle Investoren über alle Risiken
vollständig
informiert haben.
Die
Investoren um den
Herrn „Finanzdoktor“ wollen erst recht nix von den fragwürdigen
Geschäften gewusst
haben – mit denen vorliegend durch unberechtigte Steuererstattungen
Renditen
von mindestens 10% erzielt werden sollten – wen interessieren da schon
Details!? Als hochkriminelle Machenschaften, bei denen der Staat
jährlich um
Milliarden betrogen wird, sind die sog. Umsatzsteuerkarusselle bekannt.
Strafrechtlich wird das als gewerblicher und/oder bandenmäßiger Betrug
geahndet. Was eigentlich ist der Unterschied zu vorgenannten
„Dividendenkarussellen“? Wir sehen keinen.
Qielle: GELDBRIEF 06/2014, www.geldbrief.com