Wasser ernten
Erinnert Ihr Euch noch an den trockenen Sommer 2018? Bei mir waren die
1.000 Liter Wasser in den Regentonnen nach 3 Wochen weg. Weil ich
keinen Brunnen habe und nicht mit Trinkwasser gießen wollte, blieb nur
noch ein bisschen Brauchwasser zum Gießen. Fast alles sah im Garten
sehr traurig aus. Da hab ich mich an den Brad Lancaster und sein
Konzept, mit Regen und Trockenheit umzugehen, erinnert.
Brad Lancaster lebt in der Halbwüste in Arizona und für ihn sind Niederschlagsmengen, wie wir sie 2018 hatten, ganz normal.
Er ist viel knauseriger mit dem Wasser, als wir es gewohnt sind. Seine
Grundidee ist, möglichst viel Wasser im Boden zu speichern. So können
die Pflanzen den Regen-Segen des Winters im Frühjahr noch nutzen, wenn
sie es brauchen. Und dazu findet man in seinem Buch Rainwater Harvesting jede Menge Ideen und Inspirationen.
Wasser auf dem Grundstück halten
Seine wichtigsten Grundsätze heißen „Slow it, spread it, sink it“.
Übersetzt „Verlangsame das Wasser, teile es in kleinere Rinnsale auf
und lass es dann versickern“. Um das zu erreichen, kann man
beispielsweise Sickergräben anlegen. Die sehen zwar so ähnlich aus wie
die Entwässerungsgräben, die man bei uns so oft findet, funktionieren
aber ganz anders. Sie sind immer quer zur Fließrichtung des Wassers
angelegt. In ihnen gibt es gar kein oder nur sehr wenig Gefälle. So
kommt das Wasser zum Stehen und hat Gelegenheit zu versickern.
Wenn man schon einen Entwässerungsgraben hat, kann man dessen
Fähigkeit, Wasser versickern zu lassen, stark steigern, indem man in
dem Graben in regelmäßigen Abständen tiefe Sickerlöcher anlegt. So
reduziert sich die Menge an Wasser, die noch weggeleitet wird und man
dieses Wasser mit kleinen Erhöhungen („One-Rock-Dam“) bremsen, so dass
noch mehr Wasser versickern kann.
In den meisten Gärten, und gerade in den biologischen Gärten, in denen
viel gemulcht wird, liegen nach ein paar Jahren die Beete höher als die
Wege. Bei Regen läuft dann das Wasser von den Beeten auf die
tieferliegenden Wege und macht sie matschig. Später fehlt das Wasser,
das so abgeflossen ist, unseren Pflanzen.
Hier heißt die Lösung „Raised Paths“: Mache die Wege ein paar
Zentimeter höher als die Beete. Wenn das Wasser dann in den Beeten ist,
wie kann man es besser dort halten? In Sandboden zum Beispiel fließt
das Wasser mit einer Geschwindigkeit von bis zu 10 Meter am Tag weiter.
Da wäre es natürlich schön, wenn der Boden wie ein Schwamm das Wasser
aufnehmen würde, so dass es nicht mehr unterirdisch abfließt. Da hilft
es, den Boden zu mulchen, also mit organischem, verrottendem Material
zu bedecken.
Seit ein paar Jahren arbeite ich an einem weiteren Konzept, einen Boden zu erzeugen, der das Wasser wie ein Schwamm aufnimmt:
Terra Preta
Dafür mischt man Pflanzenkohle, das ist eine spezielle Holzkohle, mit
nährstoffhaltigen Abfällen. Der Vorgang ist ähnlich wie die
wohlbekannte Kompostierung. Es sind allerdings andere Bakterien, die
dabei aktiv werden, das Material wird „fermentiert“ und man kann es am
ehesten mit der Herstellung von Sauerkraut vergleichen. Die so
entstehende Erde nimmt dann wirklich das Wasser wie ein Schwamm auf, so
dass man sein Regenwasser im Boden speichern kann, bis die Pflanzen es
brauchen.
Wenn Ihr genauer wissen wollt, was es mit Terra preta auf sich hat und wie das geht, empfehle ich das Buch „Natürlich gärtnern mit Terra Preta“
von Caroline Pfützner. Die ist übrigens Tirolerin. Ich habe die Ideen
von Brad Lancaster mit Terra Preta verbunden und stelle meine Terra
Preta seit dem letzten Jahr an Ort und Stelle in Kompostgruben her. Der
bei mir sehr sandige Gartenboden dient dann direkt dazu, die Wege zu
erhöhen. So wandelt sich mein Garten nun in ein Muster aus Mulden. Die
decke ich noch mit Mulch ab, dann sind sie fertig für die Bepflanzung.
Seit ich das tue, bekomme ich zum Beispiel dreimal so viele Kartoffeln
vom gleichen Beet wie vorher. Und, was vielleicht noch viel wichtiger
ist: Ich muss viel weniger gießen!
Zusätzlich habe ich noch eine weitere Regentonne aufgestellt, so dass
ich nun 1.500 Liter Gießwasser habe, wenn es wieder trocken wird.
Wo man mehr erfahren kann
Im letzten Jahr habe ich ein Buch über diese Ideen und Erfahrungen
geschrieben, dass demnächst erscheinen wird. Es wird „Wasser ernten“
heißen. Die dazu gehörende Webseite https://wasser-ernten.de/
gibt es schon. Wenn Ihr auf Facebook oder MeWe seid, findet Ihr dort
auch schon eine Seite „Wasser ernten“ und ich freue mich, wenn Ihr mich
dort abonniert und ich mit Euch ins Gespräch zu dem Thema komme.
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