Sozialarbeiterin: Sie suchen
also wieder eine Anstellung als Eierverträger?
Osterhase: Ja.
Sozialarbeiterin: Und wie
lange sind Sie jetzt schon arbeitslos?
Osterhase: Seit knapp
einem Jahr.
Sozialarbeiterin: Haben Sie
sich in diesem Jahr wenigstens weitergebildet?
Osterhase: Wie kann
man sich denn als Osterhase weiterbilden?
Sozialarbeiterin: Na hören
Sie mal! Heute brauchen Sie für diesen Job einen Fachhochschulabschluss.
Osterhase: Einen
Fachhochschulabschluss?
Sozialarbeiterin: Ja,
mindestens einen „Master of Osterhase“.
Osterhase: Aber ich
bin doch Osterhase.
Sozialarbeiterin: Nicht in
einer akademisierten Gesellschaft.
Osterhase: Was ist
denn eine akademisierte Gesellschaft?
Sozialarbeiterin: Man ist
nicht mehr, was man ist, sondern nur noch, wofür man gilt.
Osterhase: Aber man
muss doch als Osterhase nur Eier verstecken können.
Sozialarbeiterin: Das war
einmal. Seit das Bundesamt für Umverteilung und Osterverkehr (UVEK)
zwecks
Effizienzsteigerung das individuelle Eierverstecken aufgehoben und
die
lokalen Osterhasen entlassen hat, konnten in der zentralen
Eierverwaltung viele
neue Kaderstellen für besser qualifizierte Osterhasen geschaffen werden.
Osterhase: Was ist
ein besser qualifizierter Osterhase?
Sozialarbeiterin: Ein
Osterwissenschafter.
Osterhase: Und was tun
die in der Eierverwaltung?
Sozialarbeiterin: Die
zentralen Eierabgabezentren, wo die osterfeiernde Bevölkerung auf
Voranmeldung
die jeweils zugeteilten Eier abholen kann, müssen kontrolliert, die
Eier
normiert und die Kunden zwecks statistischer Erfassung registriert
werden. Es
gilt eine Verteilgerechtigkeit herzustellen.
Osterhase: Und was
muss man da als Osterhase können, um in der zentralen Eierverwaltung zu
arbeiten?
Sozialarbeiterin: Sie müssen
sich auskennen in Lebensmittelkontrolle, Hygienevorschriften, Logistik
und
Marketing...
Osterhase: Wozu muss
man als Osterhase etwas von Marketing verstehen?
Sozialarbeiterin: Die
zentralen Eierabgabezentren verteilen Gratisflugblätter mit
Eierfärbtipps,
Energiesparkochanweisungen und Suchprävention.
Osterhase:
Suchprävention?
Sozialarbeiterin: Der Bürger
wird dringend angehalten, die Eier so zu verstecken, dass er sie
nachher auch
wieder findet.
Osterhase: Warum? Das
ist doch egal.
Sozialarbeiterin: Bei einem
selbstverschuldeten Verlust wird das amtlich vergebene Osterei nicht
ersetzt.
Osterhase: Also
früher war das alles irgendwie einfacher...
Sozialarbeiterin: Aber das
war doch kein Leben früher! Frühmorgens aufstehen, bei Regen durch die
nassen
Hecken hüpfen... Als Verwaltungsosterhase kriegen Sie ein gemütliches,
trockenes Büro mit Kunstzimmerpflanze.
Osterhase: Und was
ist mit den Kindern?
Sozialarbeiterin: Kinder?
Welche Kinder?
Osterhase: Die
Kinder, die sich auf den Osterhasen freuen und im Garten Eier suchen.
Sozialarbeiterin: Was haben
Kinder im Garten zu suchen?
Osterhase: Na,
Ostereier natürlich.
Sozialarbeiterin: Auf keinen
Fall. Kinder gehören nicht in den Garten, Kinder gehören in die
Kinderkrippe.
Osterhase: Ich
glaube, es ist Zeit, den Beruf zu wechseln. Die öffentliche Verwaltung
scheint
mir ein gutes Versteck für faule Eier zu sein. Gibt es wenigstens in
der
Privatwirtschaft freie Stellen für alte Hasen?
Sozialarbeiterin: Verstehen
Sie etwas von Informatik?
Osterhase: Wieso?
Sozialarbeiterin: Bei den
Banken in der Schweiz sucht man jede Menge alte Hasen, die wissen, wie
man
Kundendaten versteckt.