Notruf
einer Polizistin
Tania Kambouri gibt in ihrem lesenswerten Buch Einblicke in ihre
schwere Arbeit als mit Polizistin in Bochum mit verbalen und
körperlichen Übergriffen speziell in muslimisch geprägten
Migranten-Milieus, die sich nicht in die deutsche Gesellschaft
integrieren wollen, weil sie andere Ansichten haben: Sie pflegen wie in
der früheren Heimat patriarchalische Familienstrukturen, Clan regeln
Probleme intern, hier gilt noch das Recht des Stärkeren, auf Polizei
und Justiz wird weitgehend verzichtet… Leseprobe:
„Nach einem Einsatz, bei dem es um Angehörige eines libanesischen Clans
ging, war ich im Nachhinein froh, dass meine Kollegen und ich lebend
und unverletzt aus der ganzen Sache rausgekommen waren. Während meiner
Ausbildung unterstützten meine zwei Kollegen und ich die Wache einer
nahe gelegenen Kreisstadt. Mit Unterstützung meine ich: Wir waren der
einzige Streifenwagen für die gesamte Stadt. Es dauerte nicht lange,
und wir wurden zu einer Messerstecherei im Zentrum gerufen.
Als wir dort eintrafen, hatte sich schon eine Menschenmenge von
geschätzt 30 bis 40 Libanesen versammelt. Ein Mann saß auf einer Mauer
und wurde von Rettungssanitätern versorgt. Um sie herum herrschte das
reinste Chaos: Die Libanesen schrien und gestikulierten wild, es war
kaum auszumachen, wer Täter und wer Opfer sein könnte, und ich hatte
große Mühe, überhaupt zu dem Mann bei den Sanitätern zu gelangen. Als
ich es endlich doch noch geschafft hatte, sah ich, dass der Hals des
Mannes vermutlich mit einem Messer oberflächlich aufgeschlitzt worden
war. Als wir ihn zum Rettungswagen bringen wollten, kam es endgültig
zum Tumult und zur Eskalation. Die Libanesen griffen nach einem meiner
Kollegen, weil sie dachten, dass wir ihren Landsmann einsperren wollten.
Ich forderte Unterstützung an, aber niemand war da, der uns schnell
genug zu Hilfe eilen konnte. Der nächste Streifenwagen war über 15
Minuten Fahrtzeit entfernt. Auch Kollegen aus den Kommissariaten – was
eh unüblich ist – hätten viel zu lange gebraucht, um uns unterstützen
zu können.
Zum Glück gelang es meinen männlichen Kollegen mit vereinten Kräften,
sich wenigstens kurz Gehör zu verschaffen. Als Frau wäre ich alleine
aufgeschmissen gewesen. Ich wurde von den libanesischen Männern
weiterhin keines Blickes gewürdigt, mit Schimpftiraden belegt oder am
Durchkommen gehindert. Selbst eine Libanesin ließ sich kaum davon
abbringen, mich ständig anzufassen und zu bedrängen. Erst nachdem ich
sie mehrfach laut aufgefordert hatte, ihre Hände von mir zu lassen,
hörte sie endlich damit auf. An eine Personalienfeststellung zum Zweck
der Verfolgung von Straftaten, Störung einer Amtshandlung und
Widerstand gegen Polizeivollzugsbeamte war unter diesen Umständen nicht
zu denken. Wir waren zahlenmäßig unterlegen und hätten jede weitere
Auseinandersetzung mit der unkontrollierbaren Menge verloren.
Damals hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass so etwas einige
Jahre später die Regel werden sollte. Heute läuft es immer wieder so,
wenn Clans in dieser Stärke auftreten. Gelingt es uns nicht, sofort
ausreichend Verstärkung zu holen, gewinnen sie das Spielchen. Und weil
wir generell nicht auf Verdacht mit 40 Kollegen ausrücken können oder
zur Absicherung eine Hundertschaft bereitsteht, verschärft sich die
Lage auf den Straßen immer mehr. Die Clans leben mitten in Deutschland
das Recht des Stärkeren aus.
Letztendlich nahmen wir nur die Personalien des Verletzten im
Rettungswagen auf und einige Hinweise auf den Täter. Den konnten wir
kurze Zeit danach tatsächlich ermitteln und mit dem Messer in seinem
Besitz festnehmen. Ich war doppelt froh. Zum einen, dass wir den Täter
finden konnten. Zum anderen, dass wir den Messerstecher nicht im
Beisein der Libanesen festnehmen mussten. Dann wäre es
höchstwahrscheinlich zu offener Selbstjustiz mit Schwerverletzten oder
gar Toten gekommen.
Klingt ziemlich aussichtslos, nicht wahr? In der Tat lässt sich das
Problem dauerhaft und auch präventiv nur mit großem Aufwand lösen:
mühsame, aber unumgängliche Aufklärungsarbeit, Sanktionen mit
Signalwirkung und mehr Polizeibeamte, um diese auch durchzusetzen. Auch
vor Gesetzesänderungen dürfen wir nicht zurückschrecken, wenn sie einen
praktischen Nutzen haben. Für am wichtigsten halte ich aber die
Aufstockung des Personals bei der Polizei. Das scheint mir der einzige
Weg zu sein, um nicht so oft unverrichteter Dinge wieder abziehen zu
müssen, wie es mittlerweile der Fall ist. Außerdem haben wir es nicht
mit einem perspektivischen Problem zu tun, sondern mit einem akuten.
Am frühen Morgen einer Nachtschicht wurden wir zur Unterstützung von
Kollegen zu einem Streit zwischen etwa 30 Südländern angefordert. Am
Einsatzort eingetroffen, sah ich das erwartete, große Durcheinander: Es
wurde gebrüllt und gedroht, und die Kollegen versuchten vergeblich, die
Parteien voneinander zu trennen. Wie so oft waren wir deutlich in der
Unterzahl.
Ich unterstützte die Kollegen und stellte mich zwischen die
Streitenden, um ein weiteres Aufeinandertreffen zu verhindern. Die
Leute ließen sich nicht beirren oder gar stören und nahmen uns erst
recht nicht ernst. Auf Ansprachen in ruhigem und bestimmtem Ton
reagierten sie nicht im Geringsten, schärferen Ansprachen entgegneten
sie mit abwertenden Handgesten, als ob man ein Insekt verscheuchen
wollte.
Dann wurde ich laut, um endlich für Ruhe zu sorgen. Nun war man ganz
empört über meine Lautstärke und beschwerte sich, warum ich denn ohne
Grund schreien und sie so unverschämt behandeln würde. Man habe doch
auch mit mir normal gesprochen.
Das Spiel ging natürlich weiter. Einige Personen gingen nah an mir
vorbei. Da ich nicht darauf reagierte, kamen sie nach kurzer Zeit noch
etwas näher, sodass sie mich kaum merkbar streiften. Als klar war, was
mit diesem Verhalten provoziert werden sollte, sprach ich die Leute
wieder scharf an und drohte bei Wiederholung weitere Maßnahmen an.
Natürlich war die Gegenseite erneut empört, weil man doch nichts
gemacht habe. Man dürfe doch wohl noch atmen.
In diesem Fall wäre es eigentlich angebracht gewesen, insbesondere
einen Mann, der mich wieder und wieder streifte, in Gewahrsam zu
nehmen. Um ihm zu zeigen, dass es so nicht geht. Aber was wäre
passiert? Seine Landsleute wären dazwischengegangen und hätten
versucht, die Ingewahrsamnahme zu verhindern, und da sie deutlich in
der Überzahl und sichtlich aggressiv waren, blieb mir mal wieder nichts
anderes übrig, als nichts zu unternehmen – aus reinem Eigenschutz.
Nachdem der Sachverhalt durch die Kollegen aufgenommen worden war,
wurden nach langem Hin und Her Platzverweise ausgesprochen. Die
Durchsetzung von Platzverweisen führt bei Gruppen wie diesen immer,
wirklich immer, zu Problemen. Auf Anhieb wird den Platzverweisen nicht
nachgekommen, stattdessen geht das Geschrei von vorne los, die Empörung
ist wieder groß, von Einsicht keine Spur. Wir zogen Pfefferspray und
Schlagstock, ohne sie jedoch einzusetzen. Erst nach dieser
„Drohgebärde“ entfernten sich die Personen langsam. Jedoch nicht ohne
lautstark zu zeigen, wer sich hier eigentlich für den Chef hielt.
Das war noch ein vergleichsweise guter Fall. Immerhin konnten wir uns
bei diesem Einsatz mehr oder weniger durchsetzen. Eher weniger als
mehr. Denn wenn ich ehrlich bin, hatte ich das Gefühl, mal wieder den
Kürzeren gezogen zu haben. Aber wir hatten im Rahmen unserer
Möglichkeiten im Grunde keine andere Wahl.
Es ist ein großer Unterschied, ob man solche Einsätze wiederzugeben
versucht oder persönlich mittendrin steckt. Im Eifer des Gefechts
geschehen die Dinge viel schneller. Es gibt so gut wie keine
Möglichkeiten, innezuhalten oder groß nachzudenken, sich
umzuentscheiden oder gar noch mal von vorne anzufangen. Nicht bei
Einzeltätern und erst recht nicht bei aggressiven Gruppen wie den
beschriebenen. Einzeltäter entpuppen sich oft als einsichtige, fast
schon ergebene Personen. Weil sie schnell merken, dass sie alleine
nichts ausrichten können. Ich habe die größten Machos schon fast
betteln sehen, wenn ihnen niemand zur Seite stand. Stark fühlen sie
sich oft nur in der Gruppe. Dann spüren sie die Macht der Gemeinschaft,
die Macht der Familie, die Macht des Stärkeren. Das Kollektiv verleiht
ihnen ein Selbstbewusstsein bis hin zu Arroganz und Größenwahn. Gelingt
es, diese Personen zu isolieren, geht vielen von ihnen schnell die Luft
aus.
Was sich im Lauf der letzten Jahre immer wieder gezeigt hat, ist, dass
diese Klientel vielleicht nicht immer sonderlich gut für den ersten
Arbeitsmarkt qualifiziert sein mag, aber im Umgang mit modernen
Kommunikationsmitteln bestens geschult ist. Per Handy oder Smartphone
wird innerhalb kürzester Zeit Verstärkung geholt – da können wir als
Polizei von der Geschwindigkeit her kaum mithalten. Gerade in
Migrantenhochburgen passiert uns das immer wieder: Kaum werden wir am
Horizont erblickt, startet die Rudelbildung per Telefon. Wir versuchen
deshalb, jegliche Nutzung von Handys während eines Einsatzes zu
unterbinden.
Doch viel zu selten gelingt es, ihr Ziel zu verhindern: in Überzahl
gegen uns aufzutreten. Wenn sie dann in der Mehrzahl sind, fühlen sie
sich nicht nur stärker, sondern sind es faktisch erst einmal auch. Dann
können sich die Ereignisse schnell hochschaukeln, denn mit der
zahlenmäßigen Überlegenheit sinkt meistens auch die Hemmschwelle.
Selbst Verletzungen werden dann in Kauf genommen, bei Fremden wie bei
sich selbst, bis hin zu bleibenden Schäden und Tod. Juristische und
auch alle anderen Konsequenzen treten in den Hintergrund, die zählen
nicht, wenn es hart auf hart kommt. Mit „Ehre“ hat das dann aus meiner
Sicht nichts mehr zu tun – jedoch nicht so aus ihrer. Wenn diese
Personen in eine so zerstörerische Gruppendynamik verfallen, sind sie
nicht mehr sie selbst – während wir als Polizisten auf der anderen
Seite stets die Verhältnismäßigkeit unserer Maßnahmen beachten müssen.
So betrachtet ist es immer ein ungleiches Spiel.
Denn wenn es wirklich knallt, wird es erst richtig schwierig für uns.
Dann eröffnen sich für die Beamten womöglich noch weitere Dimensionen,
die für die Täter überhaupt keine Rolle spielen: die Wahrnehmung in der
Öffentlichkeit und die Rückendeckung durch die Justiz. Wenn sich die
Gewaltbereitschaft in solchen Gruppen erst einmal auf einem so hohen
Niveau befindet, können Maßnahmen von unserer Seite in der Regel nur
noch mit Zwang durchgesetzt werden, das heißt in Form von körperlicher
Gewalt (Faustschläge, Tritte etc.), durch Hilfsmittel der körperlichen
Gewalt (Pfefferspray, Hunde, Fesseln etc.) oder Waffen (Pistole,
Schlagstock etc.), um mal die Fachsprache zu bemühen. Hier ist der Grat
sicher manchmal schmal, und es ist gut und richtig, auch die Maßnahmen
der Polizei zu hinterfragen. Aus Fragen der Verhältnismäßigkeit und
Transparenz und darüber hinaus, um das Vertrauen der Bevölkerung nicht
zu verlieren.
So weit, so gut. Aber spätestens, wenn man es einmal erlebt hat, in so
einer Situation im wahrsten Sinne des Wortes seinen Hals riskiert zu
haben und anschließend von der Öffentlichkeit als Buhmann abgestempelt
und von Staatsanwälten und Richtern fast schon wie ein Schwerverbrecher
behandelt zu werden, läuft man Gefahr, sich in Zukunft zurückzuziehen,
zumindest innerlich, und beim nächsten Aufeinandertreffen mit so einem
Mob lieber noch ein bisschen mehr auf Nummer sicher zu gehen. Den Schuh
müssen sich Medien und Justiz mitanziehen. Die Auswirkungen, die solche
Prozesse auf die Sicherheit in Deutschland und das Sicherheitsgefühl
der Bevölkerung haben, lassen sich schwer messen. Aber spüren kann man
sie schon. Viele meiner Bekannten und Kollegen fühlen sich in Vierteln,
in denen Clans und große Gruppen von muslimischen Migranten dominieren,
nicht mehr wohl. Und ich befürchte, es geht vielen Bürgern genauso.
Sollte man nun besser gleich jede Ansammlung ab drei Menschen auflösen?
Natürlich nicht. Das wäre mit unseren Vorstellungen einer freien
Gesellschaft nicht vereinbar und mit unseren Gesetzen auch nicht. Doch
aus der geschilderten Perspektive entstehen zwar nicht automatisch
rechtsfreie Räume, aber es besteht das Risiko, dass innerhalb kürzester
Zeit kontrollfreie Räume entstehen, Räume, in denen wir das staatliche
Gewaltmonopol nicht mehr durchsetzen können. Ein paar Anrufe genügen
manchmal schon und die Sache kippt.
Ich hoffe, das können viele Leser nun besser nachvollziehen. Und ich
hoffe nicht weniger, dass ich nicht missverstanden werde: Wir dürfen
nicht den Fehler begehen und aus Angst überreagieren. Genau das soll
doch provoziert werden, und man würde ein weiteres „Opfer-Argument“
frei Haus liefern! Gefragt sind stattdessen souveräne Entscheidungen,
die konsequent durchgesetzt werden. Das wären Signale der Stärke, die
auch diejenigen verstehen würden, die sie am nötigsten haben. Aktuell
sieht die Lage leider oft anders aus. Uns trifft deshalb eine Mitschuld
daran, dass sich die Missachtung unseres Staats weiter ausbreitet.
Nicht nur in kriminellen Clans.
Diese Missachtung zeigt sich auf unterschiedlichste Weise und manchmal
auch schon in einer unscheinbaren Frage. Viele Bürger kennen sie
wahrscheinlich nicht, nicht einmal die meisten meiner Kollegen und
Kolleginnen kennen sie – zumindest wenn sie keinen
Migrationshintergrund und/oder ein südländisches Aussehen haben. Ich
bin Griechin. Viele Migranten, auch wieder vor allem muslimisch
geprägte, halten mich auf den ersten Blick fälschlicherweise für eine
Landsfrau, also eine Türkin, Libanesin, Marokkanerin und so weiter –
und versuchen, das für sich zu nutzen.
Es ist eigentlich schon keine Masche mehr, sondern der ärgerliche
„Normalfall“, dass muslimische Migranten versuchen, mich für sich zu
vereinnahmen. Einen Versuch scheint es allemal wert zu sein, sonst
würde ich es nicht mehrmals täglich erleben. Für einen kurzen Moment
wird dann ignoriert, dass ich eine Frau bin, von der man sich sonst nur
ungern etwas sagen lassen würde. Denn schließlich könnte es von Vorteil
sein, die Polizei auf seine Seite zu bringen. Unendlich oft werde ich
aufs Allerfreundlichste „türk müsün?“ gefragt: „Bist du Türkin?“ Ich
spreche kein Türkisch, aber die Bedeutung dieser zwei Worte kenne ich
mittlerweile nur zu gut, und vor allem weiß ich, was damit bezweckt
wird.
Immer wieder kommt es zu ähnlichen Reaktionen, wenn ich besagte Frage
verneine. Eine Variante ist Ungläubigkeit und klingt etwa so: „Doch,
doch, Sie haben mich doch verstanden, Sie müssen Türkin sein!“ Es
dauert dann noch ein bisschen, bis der Groschen endgültig fällt, doch
spätestens beim zweiten oder dritten Nein macht sich Enttäuschung
breit. Bis dahin wird meistens weiter auf Türkisch auf mich eingeredet.
Bei einer zweiten Variante ist die Ernüchterung sofort da – und ich
werde leider wieder primär als Frau in Polizeiuniform wahrgenommen.
In beiden Fällen schlägt die anfängliche Freundlichkeit spürbar ins
Negative um, es folgen verächtliche Blicke, abweisende Gesten,
Verweigerung der weiteren Kooperation, Widerstand oder, wenn ich Glück
habe, einfach nur Ignoranz. Am schlimmsten aber sind die Migranten, die
mir daraufhin vorwerfen, eine Verräterin zu sein. Sie sagen es mir
offen ins Gesicht oder drücken sich indirekt aus: „Du bist doch eine
von uns!“
Gegen solche Äußerungen vorzugehen, hat leider keinen Zweck, da sie
weder ordnungswidrig noch strafbar sind. Bewegen sich die Äußerungen
doch mal im Straftatbereich, wird stets behauptet, etwas anderes gesagt
zu haben. Es stünde maximal Aussage gegen Aussage – und wie ich schon
mehrfach geschildert habe, gibt es meistens gleich ein ganzes Rudel an
Zeugen, die für die andere Seite aussagen würden. Nichtsdestotrotz
entlarven sich diese Menschen mit ihrer Reaktion jedes Mal aufs Neue:
Kooperationswille wird nur gezeigt, wenn ein persönlicher Vorteil dabei
herausspringen könnte – ansonsten will man mit diesem Staat nichts am
Hut haben.
Manche zeigen ihre Verachtung auch ganz offen, um vor ihren Leuten
nicht den Verdacht zu erwecken, sie würden mit der deutschen Polizei
gemeinsame Sache machen. Dann ist die Doppelmoral geradezu entlarvend.
Vereinnahmungsversuche nach dem Motto „Lass uns doch gemeinsam gegen
Deutschland sein“ sind für mich keine Seltenheit mehr. Dass der eigene
Migrationshintergrund beziehungsweise der eigene Glaube in dieser Form
über Deutschland, die deutsche Bevölkerung und alles, was damit
zusammenhängt, gestellt wird, habe ich mit anderen Migranten so gut wie
nie erlebt, schon gar nicht mit Europäern. Ich wurde schon für alles
mögliche Südeuropäische gehalten, aber weder Griechen noch Italiener,
weder Spanier noch sonst wer haben je versucht, auf diese Weise
Einfluss auf mich zu nehmen. Es handelt sich fast ausschließlich um
Muslime, völlig unabhängig von der Ethnie.
Für mich sind das keine charmanten Versuche, anzubandeln (so wird es
manchmal auch dargestellt) oder sonst wie Kontakt aufzunehmen („Ich
habe nur das Gespräch mit der Polizei gesucht“), sondern in vielen
Fällen einfach nur der unverschämte Versuch, den offiziellen Weg zu
umgehen und die Dinge selbst zu regeln. Wer dem auf den Leim geht,
kommt aus der Nummer nur mit Verlusten wieder heraus. Man mag es im
Einzelfall für übertrieben halten, diese Vereinnahmungsversuche so hoch
zu hängen. Einverstanden. Auch ich benutze hin und wieder das Element
der Überzeichnung, um auf Wichtiges aufmerksam zu machen. Für mich sind
sie dennoch eines der vielen kleinen Anzeichen für den eigenen
Überlegenheitsanspruch der Muslime.
Und wenn man es genauer betrachtet, zeigt sich auch hier wieder, was
bereits in anderen Situationen sichtbar wurde: Eine Teilhabe am Leben
der Mehrheitsgesellschaft wird weder gesucht noch eingefordert – nicht
nach deren Spielregeln. Das würde nur stören. Man müsste sich erklären
und rechtfertigen und am Ende wahrscheinlich noch anpassen. Die Frauen
würden vielleicht noch stärker auf ihre Rechte bestehen als eh schon
(manche würden überhaupt erst davon erfahren). Um das zu vermeiden,
wird ein grundsätzliches Misstrauen verbreitet – gegen die Deutschen
selbst genauso wie gegen den Staat und seine Organe.“
Ende der Leseprobe
aus dem Buch „Deutschland im
Blaulicht. Notruf einer Polizistin“
von Tania
Kambouri
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