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Asiens Geheimtipp: Kambodscha -
Leben wie in Thailand vor 30 Jahren
Teil 1



„Kambodscha entwickelt sich rasant. Ich kann es jedem empfehlen, der ein preiswertes Land zum Leben oder Überwintern sucht. Es ist nach Sri Lanka und Thailand meine dritte Station in Südostasien, mit angenehmem Klima und sehr günstigen Rahmenbedingungen wie ein preiswertes Business-Visum, mit dem Sie für 280 Dollar ein Jahr arbeiten dürfen“, schrieb mir vor gut einem Jahr Leser Uli S. Da wird es Zeit, sich Kambodscha einmal näher anzuschauen…

Ein großes Haus kostet laut Uli 500 Dollar zur Miete. Ein Krug Bier mit 2,5 Litern zwei Dollar, örtliche Gerichte mit Hähnchen oder Fisch zwei bis drei Dollar. Einkaufen, Tuktuk, Busse, alles ist sehr viel billiger als etwa im auch schon preiswerten Thailand. Strände sind genauso schön und die Hauptstadt Phnom Penh erinnert an Paris.

Ich muss gestehen, beim Namen Kambodscha fällt mir zuerst Pol Pot und sein Terrorregime der Roten Khmer ein. Vielen von Ihnen wird es ähnlich gehen. Aber damit war 1979 Schluss! Seitdem lesen wir in Europa wenige Schlagzeilen aus Kambodscha. Das Land ist zwar seinen schlechten Ruf los, aber einen guten hat es auch nicht. Genau genommen überhaupt keinen.
Dabei gibt es hier vieles von dem, was Europäer und Amerikaner auf der Suche nach einem preiswerten und ruhigen Leben ohne Stress interessiert. Noch sind es relativ wenige Ausländer, die die Vorteile dieses Landes genießen.

Die meisten sind sich einig, dass Kambodscha für einen Neuling in Südostasien etwas gewöhnungsbedürftig ist. Nicht unbedingt Liebe auf den ersten Blick. Das Chaos, die Hitze und sichtbare Armut sind erste Eindrücke für jeden Kambodscha-Neuling. Aber in der Regel ist diese Phase der Eingewöhnung ziemlich schnell vorüber.

Kambodscha ist ein Entwicklungsland mit bescheidener Infrastruktur. Phnom Penh ist weit entfernt von Singapur oder Bangkok, sogar Vietnam ist weiter entwickelt. Aber das Aufholen hat begonnen: Neue Hochhäuser entstehen überall im Zentrum, Sie finden immer neue internationale Restaurants und Cafés mit Klimaanlage, in denen Sie zu Ihrem Teller Nudeln zum Frühstück einen Cafe Latte trinken.

Ein Apartment in der Hauptstadt mieten Sie schon für 300 Euro
Die Menschen in Kambodscha sind Ausländern gegenüber sehr aufgeschlossen und wissbegierig. Überall wird man Sie in Gespräche verwickeln, auf Englisch meistens, aber wie überall ist auch hier eine wirkliche Verständigung nur möglich, wenn Sie sich die Mühe machen und die Sprache der Khmer lernen – was gar nicht so kompliziert ist, wie Ausländer im Land versichern.
Immer wieder werden Sie angenehm überrascht sein, wie wenig Dinge hier kosten. Ein modernes Apartment in der Hauptstadt finden Sie für 300 bis 600 Euro. Ein Abendessen zu zweit mit Getränken schlägt mit 18 Euro zu Buche. Einen großen Teller Nudeln mit Gemüse auf einem der vielen Märkte gibt’s für 80 Cent. Eine Fahrt im Tuktuk quer durch die Stadt kostet 1,50 bis 2 Euro und eine einstündige Ganzkörpermassage verpasst man Ihnen für 8 bis 20 Euro – ohne Happy End!

Die Küste Kambodschas wartet darauf, wieder entdeckt zu werden
Wenn Sie Zeit haben, sehen Sie sich das Land am besten per Bus an. Die Fahrt von der Hauptstadt nach Siem Reap und den Ruinen von Angkor kostet knapp 10 Euro. Für 5 Euro fahren Sie zu den Küstenstädten Kep oder Sihanoukville am Golf von Thailand. Überall im Land übernachten Sie in sauberen Gästehäusern ab 15 Euro pro Nacht. Mit dem Billigflieger Air Asia fliegen Sie für wenig Geld in die Länder der Umgebung, nach Thailand, Laos und Vietnam.

Ich bin sicher, die meisten von Ihnen waren noch nie in einem Land, wo sie billiger und ruhiger lebten als hier. Fünf Minuten außerhalb der Küstenorte finden Sie überall wunderschöne, fast menschenleere Sandstrände. Sokha Beach zum Beispiel, mit dem glasklaren, türkisblauen Wasser des Golfs von Thailand davor.

Am Horizont sehen Sie viele kleine Inseln, die meisten kaum bewohnt. Auf einigen stehen kleine Hotels, auf anderen müssen Sie Ihr Zelt mitbringen. Einheimische fahren Sie mit ihren Booten für wenig Geld auf die Insel Ihrer Wahl und holen Sie wieder ab, wann immer Sie wollen. Die Küste Kambodschas, im Norden von Sihanoukville bis zur Grenze von Thailand, wartet darauf, wieder entdeckt zu werden. Das war freilich nicht immer so…

Von der französischen Kolonie bis zum Horror der Roten Khmer
Ein Jahrhundert früher waren diese Strände Spielplätze der französischen Kolonialherren, wenn sie am Wochenende Entspannung vom Leben in der Hauptstadt suchten. Sie führten hier ein Leben in Saus und Braus, stopften sich mit Krabben und Hummer voll und tanzten bei Kerzenschein in gigantischen Ballsälen.

Im Krieg gegen Thailand und Vietnam hatte Kambodscha Frankreich um Hilfe gebeten und wurde 1863 französisches Protektorat. Die Franzosen legten Kautschuk-Plantagen an, bauten eine Bahnlinie nach Bangkok und machten Phnom Penh zur modernen Metropole. Obwohl sich bald Widerstand regte, blieb Kambodscha faktisch französische Kolonie, bis der von den Franzosen eingesetzte König Sihanouk 1945 einseitig alle Verträge mit den Franzosen kündigte.

Woran wir uns bei Kambodscha erinnern, ist freilich die jüngere Geschichte: Das Terrorregime der Roten Khmer, eine Art Steinzeit-Kommunisten unter Pol Pot, der zwischen 1975 und 1979 rund 2,2 Millionen Menschen umbringen ließ. Wer der Bourgeoisie angehörte, wurde ausgerottet, und als Beweis reichte oft schon, wenn einer nur lesen konnte oder eine Fremdsprache beherrschte.

In einem 14-tägigen Blitzkrieg beendete Vietnam im Januar 1979 den Horror und ließ 10 Jahre lang Truppen im Land. Seit den Wahlen 1993 versucht Kambodscha, den Rückstand zur Neuzeit aufzuholen. Dazu gehört der Bau vieler Straßen und sonstiger Infrastruktur, nicht zuletzt mit der Folge, dass der Tourismus jedes Jahr zweistellige Zuwachsraten verzeichnet. Trotzdem ist Kambodscha neben Burma bzw. Myanmar heute noch so etwas wie Asiens letzter Geheimtipp.

Noch kommen vor allem Rucksackreisende und Urlauber auf der Suche nach Kultur nach Kambodscha. Ihr Ziel liegt 240 Kilometer nördlich von Phnom Penh: die Stadt der Tempel, Angkor Wat, auf 400qkm größte Ruinenanlage der Welt, deren Bau im 10. Jahrhundertbegann. Ein Muss für jeden Kambodscha-Besucher, faszinierend auch für Menschen, die sich sonst nicht jeden alten Stein ansehen.

Verlassene Kolonialvillen am Golf von Thailand warten auf Käufer
Die Spuren der französischen Kolonialherren sind allgegenwärtig in der Hauptstadt und an den Küsten. Im Regenwald, der oft bis fast an die Strände am Golf von Thailand reicht, warten unzählige verlassene Kolonialvillen auf Käufer, die sie renovieren und zu neuem Leben erwecken. Darunter sind wahre Schmuckstücke, außer zum stilvollen Wohnen bieten sich die Nutzung als Hotel oder für Strand-Apartments an.
Die Kosten für so eine Renovierung sind eher Kleingeld, speziell die Arbeitslöhne. Auf der anderen Seite sind freilich auch die Kosten der Immobilie niedrig: In Sihanoukville zahlen Sie zurzeit etwa 50.000 Euro für eine komfortable Wohnung von 150 Quadratmetern in bester Lage.

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© Copyright: Norbert Bartl, Leben im Ausland / Roland Benn, Big Benn Books



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