Der folgende Artikel stammt aus einem
Newsletter von "Der
Knauserer", (http://www.derknauserer.at/):
..."Noch ein Thema aus dem christlichen
Bereich - aber
die Hutterer, so streng gläubig sie auch sind, verdienen eine Erwähnung
im
Knauserer. Ihre Art zu wirtschaften, ist beachtenswert.
Aufmerksam wurde ich auf die Hutterer durch einen Vortrag, der in
unserer
Gemeinde stattfand. Während die meisten sich für die Geschichte und die
doch
recht abstruse Auslegung der Bibel interessierten, sprang mich
natürlich sofort
die GMOASCHAFT an. Aber mal langsam:
Die Hutterer sind eine täuferische Kirche,
die auf
Jakob Hutter zurückgeht und deren Anhänger in Gütergemeinschaft leben.
Ihre
Lehre und Glaubenspraxis waren der Grund, weshalb ihre Mitglieder seit
der
Gründung im Jahr 1528 häufig emigrieren mussten. Heute leben die rund
45.000
Anhänger (mit Neuhutterern) nahezu ausschließlich in den USA und
Kanada. Sie
sprechen noch immer das Hutterische – ein dialektal gefärbtes Deutsch –
als
Muttersprache. (Quelle: Wikipedia - dort auch mehr über ihre Geschichte)
Neben einem arbeitsamen und keuschen Leben
gehört
dazu vor allem die Idee der urchristlichen Gütergemeinschaft. Die
Gütergemeinschaft gründet sich auf die Apostelgeschichte: „Und alle,
die da
gläubig geworden waren, taten ihren ganzen Besitz zusammen“ (Apg 2,44
LUT).
So verfügt ein Hutterer heutzutage über
keinen
eigenen Besitz. Es wird ihm ein minimales Taschengeld ausbezahlt. Bei
Reisen in
die Stadt wird er mit einer Wegzehrung an Geld ausgestattet, ansonsten
geht
jede Einnahme zugunsten der Gemeinschaft - der Giatagmahschoft, und
wird auch
als Gemeinschaftsbesitz verwaltet. Privateigentum wird abgelehnt.
Ihr Modell ist aber wirtschaftlich
erfolgreich. So
sind die hutterischen Gemeinden durch das gemeinschaftliche
Wirtschaften in der
Lage, gut technologisiert große Flächen erfolgreich zu bewirtschaften.
In jeder Colony der Hutterer zeugen
riesige Silos von
der Wirtschaftskraft der Hutterer. Mehr als ein Drittel der
Schweinezucht in
ganz Manitoba wird von den Hutterischen betrieben. Hutterer Höfe sind
Agrarfabriken, spezialisiert auf Truthähne, Gänse, Hühner, Kühe oder
eben
"Foken".
Durch ihre vielen
Kinder sind sie immer wieder
gezwungen, neue Gemeinden zu gründen. Auch den Grundkauf für neue
Siedlungen
können sie auch heute noch durch das Gemeinschaftsgeld bewerkstelligen.
Bemerkenswert ist, dass dieses Modell nun seit dem
frühren 16. Jahrhundert gelebt wird.
Weiters leben die Hutterer weitgehend
selbstversorgerisch. Ihre Mitglieder sind in einer Vielzahl von
Handwerken
geschult und so erzeugen die Gemeinden ihre Kleider, Schuhe, Stoffe,
Seifen,
Möbel etc. ausschließlich selber. Alle Produkte werden für die
Gemeinschaft
hergestellt, für die einzelnen Handwerke gibt es Spezialisten.
Die Privatsphäre der einzelnen Hutter
bleibt auf ein
kleines Häuschen beschränkt, in dem es Schlafzimmer und ein Bad gibt.
Auch eine
kleine Kaffeeküche gibt es in den Häuschen. Die großen Malzeiten werden
in der
gemeinschaftlichen Großküche bereitet. Hiefür sind die Frauen in
wechselnden
Wochendiensten zuständig.
Auch vergemeinschaftet ist die
Kindererziehung. Da
die Frauen in Diensten eingeteilt sind und durch die Selbstversorgung
der
großen Gruppe stark gefordert sind, übernimmt die Erziehung der
Kleinkinder ein
Ganztagskindergarten - eine Einrichtung, die obwohl eine moderne
Forderung
unserer Gesellschaft bei den Hutterern schon jahrhundertelang
existiert. Die
Aufgabe der Erziehung übernehmen die älteren Frauen. Auch die Schulen
sind
Ganztagsschulen mit einem starken Praxisanteil.
Das Leben der Hutterer ist der
Gemeinschaft
untergeordnet. Ortsvorsteher ist der gewählte Prediger, der seine
Schäfchen
täglich in stundenlangen Vorlesungen aus den alten Schriften unterweist.
Das Leben der Hutterer ist bis ins
kleinste Detail
geregelt. Auch sonst erfüllen sie so ziemlich alle Anforderungen, die
hiesige
Gesetze an Sekten stellen. Die Grundlage für die funktionierende
Gütergemeinschaft ist eine starke wirtschaftliche Abhängigkeit - wer
kein Geld
hat, kann einfach nicht gehen. Und wer geht, hat größte Schwierigkeiten
wieder
zurückzukommen.
Die Hutterer leben die wohl beständigste
Gütergemeinschaft momentaner Gesellschaften, aber auf einer Basis,
die einem
freiheitsliebenden Nichthutterer wohl schnell Reißaus nehmen lassen
würde.
Bleibt die Frage in
den Raum zu stellen: Würde eine
solche Gütergemeinschaft auch auf nichtkonfessionell motivierter Basis
funktionieren?
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